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Aktuelles

"Kieler Wohnschule" ist gestartet

Vorbereitung auf das Leben nach dem Auszug bei den Eltern

Anfang Februar ist die Kieler Wohnschule gestartet. 

Die Kieler Wohnschule ist ein Angebot für junge Menschen mit einer Behinderung im Alter von 18-27 Jahren, die aktuell noch bei ihren Eltern wohnen. Das Projekt Kieler Wohnschule  unterstützt die Teilnehmer/innen bei der Klärung der Frage, wie sie zukünftig wohnen möchten, wenn sie einmal von zu Hause ausziehen.

Bisher wurden die jungen Menschen und Ihre Eltern bei dieser Fragestellung häufig alleine gelassen. Im Vordergrund stehen die Wünsche und Vorstellungen der jungen Menschen, die Eltern werden jedoch regelmäßig in diesen Prozess mit einbezogen.

„Mit der ‚Kieler Wohnschule’ wollen wir bei diesem schwierigen Prozess der Entscheidungsfindung, wie ein Leben nach dem Auszug für junge Menschen mit einer Behinderung individuell aussehen kann, so gut es geht unterstützen“, erläutert Heiko Meyer-Stute, Bereichsleiter beim Marie-Christian-Heimen e.V.. „Auch in Hamburg gibt es bereits Erfahrungen mit dem Konzept der Wohnschule. Wir haben uns aber bewusst dafür entschieden, ein eigenes ‚Kieler Modell’ zu entwerfen, das auf den Prozess der Entscheidungsfindung fokussiert“, ergänzt Marianne Schönfeldt, Bereichleiterin bei der Werk- und Betreuungsstätte in Ottendorf.

Das Besondere an diesem Projekt ist auch, dass die „Kieler Wohnschule“ in Kooperation beider Träger durchgeführt wird. „Das war insgesamt ein für beide Seiten sehr interessanter Prozess. Wir haben viel voneinander gelernt und konnten beide unsere spezifischen Kompetenzen in das Konzept einbringen“, sind sich Schönfeldt und Meyer-Stute einig. Die Werk- und Betreuungsstätte Ottendorf ist auf die Assistenz von Menschen mit körperlichen und Mehrfachbehinderungen spezialisiert, der Marie-Christian-Heime e.V. auf die Assistenz von Menschen mit einer geistigen und psychischen Behinderung.

 

Seit Anfang Februar trifft sich nun eine Gruppe junger Menschen mit einer Behinderung einmal in der Woche und versucht u.a. folgende Fragen zu beantworten:

  • Wie möchte ich zukünftig wohnen?
  • Welche Ängste habe ich, wenn ich an einen Auszug denke?
  • Wie werden meine Eltern reagieren?
  • Was muss ich können, um alleine zu wohnen?
  • Welche verschiedenen Wohnformen/ Assistenzmöglichkeiten gibt es in Kiel?
  • Woher bekomme ich bei Bedarf die nötige Unterstützung?
  • Wie wird meine Assistenz bezahlt?
  • Wie komme ich in Kontakt zu meinen Nachbarn?
  • und viele weitere Fragen …

Eine Teilnehmerin fasst ihr Anliegen folgendermaßen zusammen: „Ich möchte weder ewig bei meinen Eltern leben noch in eine typische Wohnstätte ziehen. Aber was gibt’s eigentlich für andere Möglichkeiten?“. Genau um solche Fragestellungen geht es bei der Wohnschule.

 Unterstützt werden die Teilnehmer/innen von einer pädagogischen Fachkraft sowie einer Assistentin. 

Die Fragen werden nicht nur im Gespräch bearbeitet, sondern es kommen unterschiedlichste Methoden zum Einsatz wie Exkursionen und Besuche bei der Beratungsstelle oder anderen Wohnangeboten, es wird mit Collagen gearbeitet, mit Rollenspielen und ganz praktischen Übungen. Ferner wird alles „in einfacher Sprache“ präsentiert, so dass alle Teilnehmer/innen sich an den jeweiligen Projekten bzw. Aktionen beteiligen können. 

„Der Kurs dauert ein halbes Jahr und schließt mit einer persönlichen Zukunftsplanung ab, in der alle Ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden. Somit ist alles dokumentiert und man fängt nicht wieder bei null an, wenn der Auszug erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt“, sagt Silke Tiddens, die die Wohnschule durchführt. 

Der erste Kurs hat gerade  begonnen, weitere Kurse sollen folgen. Die Kieler Wohnschule ist ein Angebot im Rahmen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen. Die Kostenübernahme erfolgt i.d.R. durch das Amt für Familie und Soziales. 

Die Planungen für den nächsten Kurs laufen und Anmeldungen werden schon entgegengenommen. Bei Interesse wenden Sie sich an Heiko Meyer-Stute (0431) 7801-141.

Weitere Infos unter folgendem link Kieler Wohnschule.